Synagoge

Die Synagoge in Echzell, Bisseser Straße 21, wurde in den Jahren 1863-1865 erbaut.

Das Gebäude war als zentrierter Saalbau über einem quadratischen Grundriss angelegt. Im Inneren gab es 72 Plätze für Männer, 40 für Frauen.

Zur Straße hin hatte der Bau Zwerchgiebel vor einem Walmdach. An der Westseite lag das mit einem Rundbogen versehene Eingangsportal, rechts und links davon hohe Rundbogenfenster, darüber ein Rundfenster, das vermutlich einen Davidstern zeigte. Auf der Nordseite hatte das Gebäude drei schmalere Rundbogenfenster. Breite Ecklisenen waren mit schmalen, hohen Rundbogennischen versehen.

Siegfried Simon schreibt im Oktober 1965 an Dr. Paul Arnsberg: "Außer einem sehr schönen Glasfenster: Moses mit der Gebotstafel gab es darinnen nichts Besonderes. Drei Thorarollen mit Samtbekleidung und einige Silbergeräte fielen der Zerstörung zum Opfer."

1878-79 wurde eine gemauerte Einfriedung um das hinter der Synagoge liegende Gartengrundstück vorgenommen, nachdem der Nachbar dieses zur Synagoge gehörende Stück als "seinen" Platz benutzte, Holz bis dicht an die Synagoge hin lagerte und anderen das Graben von Kalkgruben auf diesem Platz erlaubt hatte. Das Gebäude wurde mehrfach renoviert. So sind 1925 die Außenfenster und die Eingangstür neu gestrichen worden. 1926 wurde der Außenputz erneuert und die Holzdecke ersetzt.

Beim Novemberpogrom 1938 sammelte sich vor der Synagoge eine große Menschenmenge. Junge Männer sprengten die Tür, verwüsteten den Innenraum und legten unter dem Beifall der Menge Feuer.

Bis in die 1960er-Jahre stand das in Privatbesitz befindliche Gebäude leer und geriet in einen baulich immer schlechteren Zustand. Der Besitzer ließ es schließlich bis auf Mauern im Erdgeschoss abbrechen und in eine Gaststätte mit Tanzbar umbauen. Heute befindet sich darin eine Automaten-Spielhalle.

Im Zuge der 1991 fertiggestellten Ausschilderung eines "historischen Rundgangs" durch den Altort wurde ein Findling im Eingang zur Seitengasse neben dem Gebäude platziert und darauf eine Messingtafel angebracht mit der Inschrift: "Synagoge. Hier auf dem Grundstück Bisseser Straße 21 stand die 1863-1865 von der jüdischen Gemeinde erbaute Synagoge. In der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurde die Inneneinrichtung durch Brand zerstört." 

Von der Echzeller Synagoge existiert lediglich dieses eine Foto, das um 1960 aufgenommen wurde - vermutlich von Paul Arnsberg oder in seinem Auftrag - und das Gebäude in entsprechend schlechtem Zustand zeigt. (Quelle: Paul Arnsberg „Die jüdischen Gemeinden in Hessen, Bd. 3, Bilder - Dokumente“, Darmstadt 1973, S. 47.)

Zudem zeigt eine alte Postkarte einen Blick in die Bisseser Straße mit der Synagoge - leider ist die Qualität deutlich eingeschränkt.

Sollte jemand im Besitz weiterer Fotos sein, die die Synagoge zeigen, bitten wir dringend um Nachricht und Übermittlung.