Alf Seckel

   

 

Wir trauern um

Alf Seckel,

der am 25. Februar 2019 nach kurzer schwerer Krankheit verstarb, und sind dankbar, dass er unser viel beachtetes Mahnmal geschaffen hat.

Als beeindruckend haben die Mitglieder des Arbeitskreises auch seine im Vorfeld der Entstehung des Entwurfs geäußerten Gedanken und Gefühle erlebt. So sind insbesondere folgende Worte von ihm noch allen in bleibender Erinnerung: „Durch diese direkte Konfrontation mit der jüngsten Geschichte des Ortes, in dem ich seit mehr als 30 Jahren lebe, entstanden Bilder in meinem Kopf. Ich sah die Angst der Menschen, die aus ihren Häusern getrieben wurden – nicht ohne vorher ihr Hab und Gut aufgelistet zu haben - ich hörte diese barschen Stimmen der zur Abholung berechtigten 'Amtspersonen', die Auftritte ihrer Stiefel ... Ich fühlte die Furcht der ausgelieferten Menschen vor dem Ungewissen.“  Mehrfach beschrieb er, dass ihn diese schrecklichen Bilder in seiner Vorstellung dazu trieben, solche gesichtslosen, kreatürlichen Figuren zu erschaffen, die ihm meisterhaft gelungen sind. Denn er hat uns seine Version der aus den Häusern Vertriebenen, der in die Gaskammern Getriebenen eindrücklich vor Augen geführt.

Wir sind Alf Seckel aber nicht nur als Künstler dankbar, weil er unserem Anliegen, an die Verbrechen des Holocaust zu erinnern, eine solch plastische Ausdruckskraft verliehen hat. Nein, wir sind auch dem Menschen Alf Seckel dankbar, der unsere Arbeit immer mit Interesse verfolgt und zusammen mit seiner Frau Gitta auch aktiv im Arbeitskreis Erinnerungsarbeit betrieben hat.

Danke Alf, wir vermissen dich!

 

"Meine Empfindungen flossen in den Entwurf"

Als ich von dem Arbeitskreis Jüdisches Leben in Echzell aufgefordert wurde, einen Entwurf für das geplante Mahnmal zu fertigen, hatte ich schnell verschiedene Ideen. Ich begann bereits mit der Umsetzung, als meine Frau mich bat, mich dem Rundgang „Spurensuche“ in Echzell im September 2012 anzuschließen, was ich tat.

Durch diese direkte Konfrontation mit der jüngsten Geschichte des Ortes, in dem ich seit mehr als 30 Jahren lebe, entstanden Bilder in meinem Kopf. Ich sah die Angst der Menschen, die aus ihren Häusern getrieben wurden – nicht ohne vorher ihr Hab und Gut aufgelistet zu haben - ich hörte diese barschen Stimmen der zur Abholung  berechtigten „Amtspersonen“, die Auftritte ihrer Stiefel ...
Ich fühlte die Furcht der ausgelieferten Menschen vor dem Ungewissen.

Die verbliebenen jüdischen Echzeller Bürger mussten sich zur Deportation nach Friedberg einfinden. Es waren zwei Menschen, die direkt aus ihrem Echzeller Haus abgeholt wurden.

Nicht, dass mir diese Tatsachen und die darauf folgenden Gräuel unbekannt gewesen wären, sicher nicht. Doch konnte die „Spurensuche“ mich den Verrat, die Ausgrenzung der Menschen aus der Gemeinde in der sie ihr bisheriges Leben verbracht hatten und die sie nun ins Verderben stürzte, diese Grausamkeiten erleben lassen. Authentisch. Lebensnah.

Mein eigenes Erleben, mein Fühlen, meine Empfindungen flossen nun ein in einen neuen Entwurf. Noch am gleichen Tag begann ich mit der ersten von dreißig geplanten Figuren. Sechsunddreißig Plätze. Sechs bleiben frei. Mit achtundzwanzig Figuren, die an neunundfünfzig Echzeller Bürger erinnern, wird dieses Mahnmal frei gegeben.

Mehr zur Person Alf Seckel finden Sie hier.