Artikel über und Anzeigen aus Echzell aus "Der Israelit" 1869 - 1935

(Quelle: www.alemannia-judaica.de  - mit freundlicher Genehmigung)

„Der Israelit“ war eine deutsche jüdische Wochenzeitschrift, die von 1860 bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten Anfang November 1938 erschien.

Begründet wurde die Zeitschrift von dem Mainzer Rabbiner und Schriftsteller Marcus Lehmann. Ab 1871 erschien „Der Israelit“ auch in einer hebräischen, 1873–1879 zusätzlich in einer jiddischen Parallelausgabe. Nach dem Tod des Begründers 1890 übernahm sein Sohn Oscar Lehmann (1858–1928) die Herausgeberschaft. Er verlegte den Erscheinungsort 1906 von Mainz nach Frankfurt am Main.

Der traditionell orientierte „Israelit“ war das bedeutendste publizistische Organ des deutschen orthodoxen Judentums. Die letzte Ausgabe erschien am 3. November 1938, einige Tage vor den Novemberpogromen.

Alle Jahrgänge sind in der digitalen Sammlung der Goethe-Universität Frankfurt einsehbar.

Wir fügen Übertragungen der in Fraktur gesetzten Stücke in "Klarschrift" bei.

 

Anzeige, Heft  vom 18. August 1869, S. 649: 
"Lehr- und Erziehungs-Institut zu Echzell in der Wetterau. 
Die Anstalt wird am 3. Oktober dieses Jahres eröffnet. Sie soll namentlich eine Vorbereitungs-Anstalt für den Kaufmannsstand sein. Vorbereitung zum Examen für den einjährigen, freiwilligen Militärdienst. Für Kost und Wohnung beträgt das Honorar jährlich 180 Gulden Schulgeld, für die 3. Klasse 30 Gulden, für die zweite 40 Gulden und für die erste 50 Gulden. 
Für die besten Lehrkräfte ist Sorge getragen. 
Die Anstalt wird einen eigenen Hausgottesdienst einrichten und in echt-religiösem Geist geleitet werden. Das Direktorium Bamberger & Heidingsfelder."

 


Anzeige, Heft vom 1. Juni 1885, S. 713:
"In meiner Bäckerei kann sofort ein tüchtiger Bäckergeselle dauernde Beschäftigung erhalten. Samstag und Feiertage geschlossen. E. Roßmann. Echzell, Wetterau."

 

Anzeige vom 2. Dezember 1889, S. 1635:
"Die hiesige Kantor- und Religionslehrerstelle, für welche ein fixer Gehalt von 700 Mark, sowie freie Wohnung und ein Nebeneinkommen ausgesetzt sind, ist baldigst zu besetzen. Qualifizierte Bewerber wollen sich unter Einsendung von Zeugnisabschriften an den Unterfertigten melden. 
Echzell in der Wetterau. Der Vorstand: Rothschild."

Anzeige, Heft vom 11. September 1890, S 1335:
"Einen braven, kräftigen Jungen aus anständiger Familie sucht als Lehrling bei sofortigem Eintritte Levi Rothschild, Metzger in Echzell, Wetterau.“

Anzeige, Heft vom 18. Dezember 1890, S. 1793:
"Ein ordentlicher Junge, welcher die Bäckerei erlernen will, kann per sofort in die Lehre treten. Samstage und Feiertage geschlossen. Echzell (Wetterau). E. Roßmann.“

Anzeige, Heft vom 9. April 1891, S. 566:
"Für ein braves, kräftiges, 16jähriges Mädchen, das sich allen häuslichen Arbeiten unterziehen will, wird in einer religiösen Familie eine Stelle gesucht, in welcher Gelegenheit zum Erlernen des Kochens geboten ist. Es wird weniger auf Lohn, als auf familiäre Behandlung gesehen. Offerten sind zu richten an Lehrer Weinschenk, Echzell in der Wetterau." 

 

Anzeige, Heft vom 16. April 1891, S. 601:
"Ein in allen Zweigen der Haushaltung tüchtiges und sonsthin gebildetes Fräulein von 24 Jahren und angenehmem Äußeren, in Handarbeiten sehr geübt, sucht in einem besseren, religiösen Hause Stellung als Haushälterin, oder auch als Buffetmädchen in einem jüdischen Hôtel, da dasselbe namentlich in der Feder sehr bewandert ist. Dasselbe wäre alleinstehenden Personen als Haushälterin ganz besonders anzuempfehlen. Offerten sind zu richten an Lehrer Weinschenk, Echzell in der Wetterau."

 

Anzeige vom 7. Mai 1891:
"Für einen kräftigen Metzgergesellen (tüchtiger Wurstler) wird in einer religiösen Metzgerei bei sofortigem Eintritte Stellung gesucht. Offerten sind zu richten an Lehrer Weinschenk, Echzell in der Wetterau

 

Anzeige vom 17. Juni 1891:
"Die Religionslehrer & Kantorstelle zu Echzell (Wetterau) ist alsbald zu besetzen. Fixer Gehalt Mark 700 und freie Wohnung. Kenntnis der Schechita (des Schächtens - d.V.) erwünscht. Der Vorstand: A. Simon I."

Anzeige vom 9. November 1899:
"Ein Junge, welcher die Metzgerei erlernen will, kann sogleich eintreten Levy Rothschild, Echzell."  

 

Anzeige vom 31. Oktober 1900:
"Ein kräftiger Bäckergeselle findet gegen gute Bezahlung dauernde Stellung. Samstags geschlossen. Offerten mit Gehaltsansprüchen sind zu richten an Emanuel Roßmann, Echzell, Oberhessen.

 

Artikel vom 27. März 1902:
"Echzell, 24. März (1902). Am Sabbat Paraschat Sachor (das war der 22. März 1902) beging unser ältestes Gemeindemitglied, Herr Süßkind Simon, seinen 81. Geburtstag. Der Genannte hatte es verstanden, in jeder Beziehung sich die Sympathie seiner Mitmenschen zu erwerben. Sein herzlich freundliches Wesen gewann ihm die Herzen Aller. In hervorragendem Maße hat er sich um unsere Gemeinde als Mitvorbeter verdient gemacht. Schon seit 60 Jahren wirkte er als solcher. Namentlich an den hohen Feiertagen betete er vor. Seine kräftige, wohlklingende Stimme, der man sein hohes Alter unmöglich anmerken kann, seine schönen, altjüdischen Melodien begeistern seine Zuhörer oft in solchem Grade, dass er oftmals Gegenstand von Ovationen wurde. Man ehrte den hochbetagten und noch so rüstigen Greis, umso mehr, weil dieser für seine schätzenswerten Dienste keinerlei Gebühren annahm. An seinem 81. Geburtstage betete er abermals vor. Die ganze Gemeinde war tief gerührt, als er mit altgewohnter Frische die Gesänge vor dem Ausheben der Tora anstimmte. In seinem Segensspruche bedachte er alle Gemeindemitglieder und spendete reichlich für die Armen. Nach dem Gottesdienste stürmte Alles auf den Jubelgreis ein und brachte ihm die herzlichsten Glückwünsche dar. Möge dieses Gemeindemitglied zu Gottes Ehre, zu unserer Gemeinde Freude noch viele Jahre uns erhalten bleiben."
(Süßkind Simon verstarb am 25. März 1903 in Echzell, sein Grab konnte bisher nicht identifiziert werden.) 

 

Artikel vom 17. September 1923:
"Würzburg, 15. September (1923). Ihr 40jähriges Lehrer-Jubiläum begingen im Hotel Goldschmidt dahier die Lehrer: Ehrenreich - Langenselbold, Fröhlich - Gießen, Goldstein - Würzburg, Klein - Gießen, Levi - Burgpreppach, Rau - Hirschaid, Rosenthal - Worms, Schloss - Langen, Stern - Echzell, Strauß - Gelnhausen, Weichselbaum - Adelsberg. Gleichzeitig übergaben sie dem hiesigen israelitischen Seminare ein ansehnliches Geschenk. Von den 15 Absolventen des Jahrganges 1883 sind leider drei mit Tod abgegangen und einer in einer Nervenanstalt untergebracht."

 

Artikel in vom 9. März 1933:
"Echzell, 5. März (1933). Herr Lehrer Josef Stern, Echzell (Oberhessen), beging am 19. März seinen 70. Geburtstag. Wir wünschen dem verdienten Lehrer ein weiteres arbeitsreiches Leben. (Alles Gute) bis 120 Jahre."

Artikel vom 7. Februar 1935. 
Der hebräische Zusatz am Ende lautet: Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.